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Frühjahrskur für Otto Lauffer

Am Wochenende setzte die Mannschaft von Otto Lauffer die routinemäßigen Wartungsarbeiten an der Maschine erfolgreich fort. Diesmal ging es um Lager und Kreuzkopf, die zum Niederdruckzylinder gehören. Bei strahlendem Sonnenschein konnte das Team einen Großteil der umfangreichen Handarbeiten auf dem Ponton in Neumühlen durchführen. Maschinist Christoph erklärt dazu: „Alle Lager – beide Seiten des Kreuzkopfes und die Pleuel wackelten und mussten etwas enger gestellt werden. Dazu haben wir Bleche entfernt bzw. durch dünnere ersetzt. Es zeigte sich, dass die Pleuellager konkav eingelaufen und ebenso die Kreuzkopflager schief waren. Wir haben alle Lager tuschiert und geschabt.“

Echte Handarbeit mit Präzision: schaben, tuschieren und touchieren

Durch das Schaben – entweder mit ziehenden oder stoßenden Bewegungen werden metallische Oberflächen, z.B. von Drehlagern, mit speziellen Werkzeugen wieder in ihre optimale Form gebracht, ähnlich dem Schleifen. Allerdings ist Schaben präziser als Schleifen: die Genauigkeit der Schaberei liegt bei 0.001 Millimeter. Voraussetzung dafür ist viel Erfahrung, Geschicklichkeit und viel Geduld, denn die Technik erfordert einen relativ großen Zeitaufwand. Aber dann entstehen äußerst glatte, riefenfreie und gleichmäßig tragende Oberflächen. Durch das Schaben können auch feinste Vertiefungen in die Oberfläche eingebracht werden, die als sogenannte Öltaschen einen gleichmäßigen Schmierfilm unterstützen.

Lagerschalen von Otto Lauffer mit blauem Tuschierbild
Lagerschalen von Otto Lauffer mit blauem Tuschierbild

Das sogenannte Tuschieren macht das Ergebnis der Schaberei sichtbar: Dazu wird Tuschfarbe auf das Werkstück hauchdünn und gleichmäßig aufgebracht. Danach können durch leichtes Berühren mit dem Gegenstück – Touchieren – erhabene Flächen oder Vertiefungen sichtbar gemacht werden. Es entsteht das Tragbild. Der Vorgang von Schaben und Tuschieren wird mehrfach wiederholt, bis keine erhabenen Stellen mehr auf der Oberfläche sichtbar sind. Im letzten Schritt werden dann noch Muster für die Öltaschen geschabt. Später zeigen diese Muster gleichfalls an, ob die Oberfläche beispielsweise einseitig abnutzt.

Gute Nachrichten

„Es läuft nun alles wieder leicht und so spielfrei wie man es bei einer Dampfmaschine erwartet“, resümiert Jan, der zusammen mit Jo, Christoph und Beate am Samstag zum Schrauben angetreten war. Größere Schäden durch Verschleiß hat das Maschinen-Team nicht feststellen können. Ein paar Kratzspuren durch Fremdkörper konnten beim Schaben mit begradigt worden. Fortsetzung folgt – demnächst werden die Lager auf der Hochdruckseite der Maschine überprüft. Wenn alles wieder rund läuft sind erste Fahrten mit der Polizeidampfbarkasse ab Mai und Juni geplant.